Geschichte
„Autos“ = selbst und „genos“ = erzeugen; so setzt sich das Wort „Autogenes“ aus dem Griechischen zusammen. Somit bedeutet Autogenes Training (AT) ein selbst erzeugtes Training. Das AT wurde vor 100 Jahren von Johannes Heinrich Schultz entwickelt. J. H. Schultz wurde 1884 in Göttingen als Sohn eines Theologieprofessors geboren. Über seine Mutter ist nichts bekannt. Nach seinem Medizinstudium in Breslau und Lausanne (Promoviert: 1907) war er an verschiedenen Kliniken tätig, bis er 1915 den berühmten Schweizer Psychiater und Neurologen Otto Binswanger (1852 – 1929) in Jena traf und bei ihm habilitierte.
J. H. Schultz‘ Interesse galt je der Hypnose, der Suggestion und der Psychoanalyse. Während des 1. Weltkrieges (1914 – 1918) arbeitete er in Belgien in einem Nervenlazarett. Er stellte fest, dass seine traumatisierten Patienten auch ohne körperliche Schäden erblinden oder taub werden konnten. Er behandelte sie mit der Methode der Hypnose. Sein Interesse in diesem Bereich blieb vorhanden, auch später, während seiner Assistenzzeit.
Während seiner Assistenzzeit in Frankfurt in den 20er Jahren erforschte Schultz die psychosomatischen Phänomene traumatisierter Patienten. Um mehr über den Zustand der Trance, spricht der Hypnose zu erfahren, und aufbauend auf Oskar Vogts (Neurologe, 1879 – 1959) Beobachtungen bezüglich der Selbsthypnose, versetzte er Studenten in Hypnose, um sie anschließend über ihren körperlichen und geistigen Zustand zu befragen. Diese erinnerten sich an Schweregefühle, vor allem im Schreibarm. Durch eine Reihe immer wiederkehrender Formeln, Selbstsuggestionen, versuchte er mit seinen Versuchspersonen dieses Gefühl der Schwere selbst zu erzeugen, d.h. ohne Hypnose. Dies war wohl die Geburtsstunde des heutigen ATs.
Auf diese Erkenntnis, dass durch Konzentration körperliche Prozesse beeinflusst werden können, baute J. H. Schultz das AT auf.
Bis der Übende wirklich autogen trainieren kann, bedarf es Zeit und Ausdauer. Der Beginn, bzw. der Weg dahin wird von einem Therapeuten, somit von außen kommenden Elementen und Anreizen, begleitet.
Die Grenzen der beiden Zugänge der Suggestion, „Autos“ (selber) und „Heteros“ (von außen) sollen relativiert werden, denn eine von innen kommende Reaktion bedarf so gut wie immer einem von außen kommenden Anreiz. Wo bei der Hypnose und bei Suggestionen der Klient/Patient eine relativ passive Rolle einnimmt, ist dies beim AT anders gelagert. Es werden nur sparsam Außenreize geboten, um die eigenen Reaktionen des Patienten anzuregen. So kommt der Übende seinem Ziel, später weitgehend von Außenanregungen abgelöst zu üben, näher.
Das Ziel ist es, durch konzentrative Selbstversenkung die Möglichkeit einen wohltuenden schlafähnlichen, somit körperlich und geistig relaxten Zustand (ähnlich der Hypnose) zu erreichen und sich die Kräfte der Innenwelt selbständig zu Nutze zu machen, durch verschiedenen Techniken, welche im Weiteren noch aufgezeigt werden.